Tobias Harmes
30. November 2023

Neu1.sap | Perspektive SAP IT – November 2023

SAP hat auf der Technologiekonferenz TechED den hauseigenen Programmier-KI-Copiloten vorgestellt. Warum das trotzdem keinen Run auf die Business Technology Platform auslösen wird, kann man vielleicht besser verstehen, wenn man auf den Prozessor-Hersteller Intel schaut und seiner (beinahe) Entscheidung, die x86-Architektur sterben zu lassen.

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Die Angst vorm leeren Arbeitsblatt

Wenn man eine leere Excel-Datei ganz neu anfängt, gibt es viele Fragen zu klären. Was will ich erreichen, wo kommen Daten her, wie ordne ich die Daten an? Im Prinzip ist alles möglich und das erschlägt auch etwas. Natürlich gibt es Office-Vorlagen – und die sehen oft auch hübsch aus, aber die lösen noch lange nicht mein Problem. Aktuelle KI-Tools sind ein wenig wie solche leeren Excel-Arbeitsmappe. Natürlich habe ich schon gesehen, dass damit alles möglich ist. Nur was mache ich jetzt ganz konkret mit der leeren Eingabemaske, was genau brauche ich eigentlich vom allmächtigen KI-Generator?

SAP liefert Tools, die alles ermöglichen, nur nicht ABAP On-Premise

SAP hat auf der diesjährigen Technologiekonferenz SAP TechED den vorher schon in Demos angekündigten KI-Programmier-Assistenten vorgestellt: SAP Build Code. Die Idee: Ich kann mir über natürliche Sprache Anwendungen in der SAP BTP generieren lassen. Das wird sicherlich das Entwickeln von neuen Anwendungen auf der BTP auf eine neue Stufe stellen. Und das Publikum spendet SAP CTO Jürgen Müller verdient Applaus. Werden nun entwickelnde Key User in Scharen in die Business Technology Platform einfallen? Eher nein. Denn den größten Teil der SAP ERP-Anwendungswelt macht immer noch das klassisches ABAP On-Premise aus. Deshalb werden dort weiterhin Entwickler gesucht.

Machen wir deshalb einen kurzen Zeitsprung: Deutlich weniger auffällig als jede KI-Meldung war die Ankündigung Ende Juli, dass es endlich wieder eine lokale Spiel-SAP-Entwicklungsumgebung gibt, die ABAP Platform Trial 1909. Eine Forderung, die entstanden ist, als die damalig verfügbare VM bzw. Docker-Edition eingestampft worden ist – mit Verweis auf die Cloud Appliance Library, in der man sich nur mit Kreditkarte eine Cloud-Instanz buchen konnte. Das war eine harte Einstiegshürde für Studenten und interessierte Entwickler, die auch aufgrund der hohen Nachfrage in das Ökosystem einsteigen wollten.

History repeating: Intel stampft 1988 die x86-Architektur ein (beinahe)

Noch ein größerer Zeitsprung: Die Firma Intel stand 1988 bei der Entwicklung ihrer Prozessoren vor einem Scheideweg. Man hatte nach jahrelanger Forschung und Entwicklung eine neue revolutionäre CPU auf Basis der damals als überlegen angesehenen RISC-Architektur entwickelt. Der Nachteil: Der Prozessor war nicht abwärtskompatibel mit der Software, die auf den aktuellen x86-Prozessor-Generationen (286, 386, …) funktionierte. Eben jene Prozessoren, die Intel einen gigantischen Erfolg beschert hatten. Aber man hatte Angst, bei der technologischen Entwicklung gegenüber der Konkurrenz den Kürzeren zu ziehen und wollte unbedingt „das Neue“, auch weil zum Beispiel Microsoft angekündigt hatte, das neue Windows auf den neuen Chip zu portieren.

Das Ende der x86-Architektur, die Basis der meisten heutigen Desktop- und Server-CPUs, war bei Intel intern schon beschlossene Sache. Nur der Ingenieur und spätere Vater des Intel Pentiums, Uri Weiser, hatte etwas Ähnliches bei seinem früheren Arbeitgeber erlebt: Eine technisch überlegende CPU, die aber wegen fehlender Abwärtskompatibilität und damit auch mangels verfügbarer Software ein Flop wurde. Weiser verhinderte in einer Ein-Mann-Kampagne knapp, dass Intel wirklich die x86-Architektur begräbt. Dieser Weg wird in der sehr empfehlenswerten Hardware-Folge des Retro-Podcasts Stay Forever zum Intel Pentium erzählt.

SAP Kunden wollen nicht alle Programme neu kaufen müssen

Intel hat seinen Erfolg und vermutlich auch seine Existenz gerettet, weil sie im letzten Moment den Fehler anderer Unternehmen vermieden haben, indem sie den Nutzen der auf der eigenen Architektur bereits entwickelten Software ernst genommen und geschützt haben. Der Markt hat sich eben nicht um Eleganz geschert, sondern um pragmatische Einsatzmöglichkeiten.

Darüber sollte auch in Walldorf noch mal nachgedacht werden. SAP riskiert seinen Erfolg, wenn es weiterhin nur die neuen Technologien pusht und auf die Zugkraft von „Fancy“-Funktionen für die Business Technology Platform setzt. Generative KI-Code-Assistenten sind sicherlich nützlich, benötigen aber den Willen, nochmal mit einem leeren Arbeitsblatt anzufangen. Warum hilft SAP nicht mehr dabei, die bestehenden Applikationen (in einem Kompatibilitätsmodus) auf die BTP zu hieven? Die Umstellung wäre dann so selbstverständlich wie der Kauf eines neuen Rechners. Nach kurzem Ruckeln kann man wieder wie gewohnt arbeiten.

Herzliche Grüße
Tobias Harmes

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