Erfolgsdruck | Perspektive SAP IT – Februar 2024
Die einschlägigen Tech-Konzerne überbieten sich mit KI-gestützten Feature-Ankündigungen. Die Enttäuschung ist vorprogrammiert, wenn dann so etwas halbgares wie Microsoft Copilot Pro an zahlende Kunden ausgeliefert wird. Auf den DSAG-Technologietagen zeigte SAP ebenfalls erste Warnzeichen, dem KI-Erfolgsdruck nicht standzuhalten.
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Harry Potter passt jetzt in die KI (fast)
Wenn der Job von Software-Konzernen wäre, Erwartungen zu wecken, dann hätten diese sich für den Februar einen Bonus auszahlen dürfen. Jede Woche überbieten sich bekannte und unbekannte Firmen mit neuen KI-Entwicklungen, zum Beispiel OpenAI mit Sora. Das soll in der Lage sein, aus Prompts hochrealistische 60-Sekunden-Videos zu generieren und würde damit jede Konkurrenz in diesem Bereich deklassieren. Bisher schafften Tools nur Videos, die wenige Sekunden lang sind und naja – oft psychedelisch aussahen.
Ein weiteres Beispiel ist Google mit der Ankündigung, dass die noch nicht verfügbare Gemini 1.5 Pro Variante ein Kontextfenster von 1 Million Tokens bei hoher Genauigkeit hat. Wenn also die Grenze bei ~750.000 Wörter liegt, kann ich immerhin fünf der sieben Harry Potter Bücher reinwerfen und es liefert bei Detailfragen trotzdem noch eine korrekte Antwort. Im Business angewandt müsste ich mir als Kunde nicht mehr die eine Produktanleitung heraussuchen, sondern stelle einfach der gesamten Produktdokumentation meine Fragen.
Bruchlandung mit Microsoft Copilot Pro
Diese Nachrichten erzeugen vermutlich nicht nur bei mir eine unfassbare Erwartungshaltung. Jetzt sind die Beispiele von Sora schon echt Kino-Niveau – nur wie gut das wirklich funktioniert, weiß gerade nur ein sehr ausgewählter Kreis. Man sollte auch bedenken, dass OpenAI weiterhin Investorengelder sammelt. Denn der Engpass ist gerade anscheinend nicht die Innovationskraft der eigenen Ingenieure, sondern die Verfügbarkeit AI-fähiger CPUs. Und da möchte man bei OpenAI eigene Wege gehen, die unabhängig vom Marktführer Nvidia sind. Damit erkläre ich mir das Dröhnen mit Features, das zuletzt Google im Dezember mit einer gefakten Gemini-Präsentation einiges an Reputation gekostet hat.
Das hätte man bei Microsoft vielleicht als Warnung nehmen sollen. Doch da Googles Gemini-KI ja anscheinend jetzt langsam lebensfähig wird, ist man bei Microsoft dem KI-Erfolgsdruck erlegen und hat mit dem Copilot Pro generative KI in die Office-Suite integriert. Jedenfalls ist das die Behauptung. Meine Versuche, das Ding produktiv zu nutzen, sind jedenfalls bisher gescheitert. In Excel und OneNote habe ich nur Fehler bekommen, in PowerPoint Folien, die nicht über drei Bulletpoints hinauskamen. Und für Word habe ich aktuell mehr Komfort in ChatGPT. Es stellt sich mir nicht nur die Frage, wie das irgendeine Qualitätskontrolle hat überstehen können, sondern warum bitte Microsoft dafür Geld verlangt? Jan-Keno Janssen von ct3003 bringt es sehr gut auf den Punkt: Microsofts Copilot für Office ist eine Frechheit. Jedenfalls zurzeit.
Joule vergeigt den Code
SAP möchte beim Thema KI nicht zurückstehen und baut dafür weiter an ihrem Copilot Joule. Die neueste Demo von Joule auf den DSAG-Technologietagen in Hamburg zeigte einen interaktiven Urlaubs- und Reisebuchungsvorgang über mehrere Systeme hinweg. Das könnte ein wichtiger Schritt sein, um SAP dabei zu helfen, die Benutzerfreundlichkeit zu verbessern und die Lücken zwischen den verschiedenen (zugekauften) Plattformen zu schließen. KI ersetzt so die sonst eigentlich notwendige UI-Integration.
Mir ist nur unklar, wie sehr ich der Einsatzfähigkeit von Joule auch nach der Präsentation von SAP CTO Jürgen Müller trauen kann. Denn die Live-Demo von SAP Build Code, die ebenfalls auf den Technologietagen gezeigt wurde, war eher enttäuschend. Selbst bei Verwendung eines vorbereiteten Prompts kam kein brauchbares Ergebnis heraus. Und das obwohl die Code-Generierung für SAP BTP Apps schon vor Monaten in Las Vegas auf der TechED präsentiert wurde.
Gewünscht: SAP Insider-Preview
Ich möchte nun auch nicht, dass wie früher jahrelang an Funktionen getüftelt wird, bevor sie an den Kunden kommen. Auch deshalb, weil es gar nicht mehr möglich ist, im Labor auch nur annähernd die Praxis nachzustellen. Es wäre allerdings schön, wenn SAP nicht so wie Microsoft und Google der Versuchung erliegt, so ein unfertiges Level kostenpflichtig auf die Kunden loszulassen.
Im Falle von SAP wäre vielleicht eine neue Release-Strategie ein Zwischenschritt zum Erfolg: Ich darf einzelne User ähnlich wie bei Microsoft für ein Insider-Preview-Programm freischalten und zahle dann mit deren Feedback. So würden Enthusiasten und Early Adopter die Lösung an der Praxis verbessern, ohne Fachanwender mit halbgaren Lösungen zu belasten.
Herzliche Grüße
Tobias Harmes
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