Die Webservices im Detail
SAP betrachtet Webservices als eigenständige Softwarekomponente, die beliebig viele Anwendungen nutzen können. Die Kommunikation zwischen den Applikationen erfolgt automatisch, ohne dass menschliches Eingreifen erforderlich ist. Deshalb verfügen Webservices nicht über eine dedizierte Benutzeroberfläche. Stattdessen basieren sie auf dem standardisierten XML-Format und tauschen die Daten über das Netzwerkprotokoll SOAP (Simple Object Access Protocol) aus. Die grundlegenden Standards, wie XML, SOAP, WSDL und UDDI, sind im SAP NetWeaver implementiert.
UDDI
UDDI (Universal Description, Discovery and Integration) ist ein standardisierter Verzeichnisdienst, den Unternehmen wie SAP, IBM oder auch Microsoft bereitstellen. Dieser Verzeichnisdienst verfügt über eine SOAP-Schnittstelle. Kunden können ihre erstellten Web Services in UDDI-Registries veröffentlichen, wenn sie über einen entsprechenden Account verfügen. Den Account können sie auf der Webseite der UDDI-Registry beantragen.
WSDL
Unter WSDL (Web Services Description Language) versteht man eine Beschreibungssprache für Webservices, die unabhängig von verwendeten Plattformen, Protokollen und Programmiersprachen eingesetzt werden kann. Die Metasprache wurde vom World Wide Web Consortium (W3C) genormt und gilt seither als industrieller Standard.
Aufbau und Features
Für eine bequeme Nutzung der Webservices setzt SAP auf eine einheitliche Architektur und uniforme Werkzeuge, die Kunden dabei helfen, ihre eigenen Webservices zu erstellen und anzupassen. Als Entwicklungsumgebung kommen das SAP NetWeaver Developer Studio und die ABAP-Entwicklungsumgebung zum Einsatz. Dieser Ansatz hat den Vorteil, dass bereits bestehende EJBs, Java-Klassen, IDOCs, XI Server Proxies, RFCs oder BAPIs eingesetzt werden können, die sich zudem auch erweitern lassen. Bei Bedarf kann die Einrichtung mit der Hilfe des Web Service Creation Wizards vorgenommen werden. Der Einsatz des Wizards bietet hierbei den Vorteil, dass auf vorgefertigte Sicherheitseinstellungen und vordefinierte Profile zurückgegriffen werden kann. Die Erstellung von Webservices über Assistenten hat jedoch auch Grenzen, sodass komplexe und individuelle Anforderungen meist über den klassischen Ansatz gelöst werden müssen. Dieser Ansatz umfasst folgende Schritte:
- Implementierung der Geschäftslogik
- Definition virtueller Schnittstellen
- Definition des Webservices
- Erstellung und Konfiguration des Webservices
- Bereitstellung des Webservices
Für jedes neue Webservice wird eine dedizierte Web-Service-Homepage erstellt, über die das Service getestet werden kann. Die notwendige Dokumentation, die WSDL-Dateien und die Client-Proxies können zudem automatisch generiert werden.
Der SOA Manager
Für die effiziente Konfiguration von Webservices stellt SAP den sogenannten SOA Manager zur Verfügung. Das Tool, das lokal verfügbar ist und über den Transaktionscode SOAMANAGER gestartet werden kann, ermöglicht es, Consumer-Proxys und Serviceprovider einfach zusammenzustellen und zu administrieren. Dabei wird die Kommunikation zwischen dem Service und dem Service-Consumer über den logischen Port des Consumer-Proxys realisiert. Dabei kann der Port Aufrufe immer nur an einen einzigen Service-Endpunkt senden. Im Gegensatz dazu ist es jedoch möglich, dass ein Service-Endpunkt mehrere logische Ports aufruft.
Sicherheit
Die Sicherheit der Webservices ist dank des Einsatzes von SSL (Secure Socket Layer Protocol) gewährleistet. Für die Dokumentensicherheit steht wiederum Standard WS-Security zur Verfügung. Experten gehen davon aus, dass weiterhin neue Standards entwickelt werden, die die Sicherheit in Unternehmen zusätzlich verbessern. Dabei ist SAP auch in unterschiedlichen Gremien aktiv, die sich mit der Standardisierung von Webservice-Technologien beschäftigen. Es ist daher davon auszugehen, dass SAP seinen Kunden Sicherheitsverbesserungen auch zukünftig rasch und adäquat aufbereitet zur Verfügung stellen wird.
Wo werden die Webservices eingesetzt?
Webservices formen starke Synergien zwischen unterschiedlichen Applikationen. Durch die Zusammenarbeit der Systeme kann weitaus mehr erreicht werden als durch die separate Nutzung der Software. Aus diesem Grund versuchen immer mehr Unternehmen, die Kräfte ihrer einzelnen Systeme zu bündeln. Besonders Kunden, die über unterschiedliche Softwarelösungen verfügen oder über Unternehmensgrenzen hinweg Daten austauschen möchten, profitieren daher von den angebotenen Web-Service-Technologien. Dabei lassen sich die Webservices einfach integrieren, sodass nach und nach eine übergreifende Supply Chain aufgebaut werden kann.
Die Stärken
Die Entwicklung von Webservices und Standards schreitet rasch voran. Dabei werden neue Sicherheitsstandards laufend in das SAP Webservice Framework integriert. Durch den Einsatz von Webservices lassen sich die Daten und Funktionen aus dem SAP-System auch in anderen Systemen nutzen. Dadurch können externe Partner sowie übergreifende Geschäftssysteme an das interne SAP-System angebunden werden. Das mächtige Feature bildet somit das Fundament für skalierbare und erweiterbare Business-Lösungen, wobei individuelle Anpassungen flexibel und effizient vorgenommen werden können. Dies ist insbesondere vor dem Hintergrund der Digitalisierung ein überaus interessanter Aspekt, da es der Ansatz Unternehmen erlaubt, bestehende Geschäftsprozesse mit externen Partnern zu koppeln und komplett neue Workflows unternehmensübergreifend zu erstellen.