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SAP Nachrichtensteuerung (NAST)
Inhaltsverzeichnis
Definition
Die Nachrichtensteuerung ist eine Standardfunktion von SAP, die bei einem Datenverkehr zwischen einem Absender und einem Empfänger automatisch oder manuell einen definierten Ausgabeprozess auslöst. Auf diese Weise werden Geschäftsdokumente wie Lieferscheine, Rechnungen oder Bestellungen erstellt. Diese Dokumente können sowohl in Druckform als auch in digitaler Form erstellt werden.
Nachrichtensteuerung = NAST
Oft herrscht Verwirrung über die Begrifflichkeiten Nachrichtensteuerung und NAST. Beide Begriffe meinen aber dasselbe: Die Nachrichtensteuerung wird nur als NAST abgekürzt.
Praxisbeispiel
Überschreitet in einem Kundenauftrag beispielsweise ein Vorgang das Kreditlimit , setzt das System ein Sperrkennzeichen . Auf dieses Sperrkennzeichen reagiert die Nachrichtensteuerung mit der Druckausgabe der bisherigen mit diesem Kunden generierten Umsätze. Das Sperrkennzeichen kann aber auch dafür sorgen, dass das System die Auftragsbestätigung einfach nicht ausgibt oder dass Sie einen solchen Vermerk auf dem Kundenauftrag sehen können.
Über Schnittstellen können Sie verschiedene Datenkonstellationen als Trigger mit einer gewünschten Verarbeitungsfolge definieren. Absender und Empfänger erhalten die Information aus der Schnittstelle, die für beide gleich ist. Tritt in der Anwendung eine dieser Datenkonstellationen ein, startet der Trigger die Verarbeitung der Nachricht synchron (zeitgleich) oder asynchron (zeitversetzt).
Modul SD & MM
Sehr viele Prozesse im SAP-System setzen auf Nachrichtensteuerung. Die Anwendungen des Moduls SD und MM verwenden zur Ausgabe von Nachrichten immer die Nachrichtensteuerung. Das Customizing der Nachrichtensteuerung führen Sie im Customizing der jeweiligen Anwendung durch. Hier heißt die Nachrichtensteuerung manchmal auch „Ausgabesteuerung“ (siehe weiter unten).
Um den Überblick zu behalten, können Sie jederzeit in der Ausgabesteuerung überprüfen, welche Ausgabe-Kanäle das System für welchen Vorgang standardmäßig nutzt. Wenn Fehler bei der Generierung oder bei der Ausgabe auftreten, ist es unkompliziert möglich, manuell und nachträglich Belege auszugeben oder eine Vorschau anzuzeigen.
Architektur NAST
Die Nachrichtensteuerung ist ein Dienstleistungsprogramm für andere Anwendungen. Sie verwendet ABAP-Bausteine und wird über Transaktion NACE konfiguriert. Eine Anwendung, die die Nachrichtensteuerung benutzen möchte, muss:
- die Nachrichtensteuerung als solche erstmal aufrufen
- Daten übergeben, die mit den im Customizing definierten Konstellationen verglichen werden sollen
- ein verarbeitendes Programm bereitstellen, das von der Nachrichtensteuerung aufgerufen wird, wenn die übergebenen Daten zu einer der im Customizing definierten Konstellationen passen (Konditionen der Nachrichtensteuerung)
IDoc
Sie können die Verarbeitung auf vielfältige Weise definieren, z. B. als Workflow, Druckausgabe oder als IDoc-Versand für EDI. Zur Verarbeitung der IDocs gibt es das Sendemedium 6 für die Verarbeitung über Partnerfunktionen und das Sendemedium A für die Verarbeitung mit logischen Systemen. Sollten Sie besondere Ablagen benötigen wie z. B. eine FTP-Ablage kann auch Medium 8 „Sonderfunktion“ verwendet werden. Dies müssen Sie dann im jeweiligen Druckprogramm ausprogrammieren.
Alle für die Nachrichtensteuerung erforderlichen Einstellungen finden Sie in Transaktion NACE.
Konditionstechnik
Mithilfe der Konditionstechnik können Sie festlegen, wann Sie welche Nachrichten auf welche Art und Weise erzeugen sollen.
Die Konditionstechnik im SAP-System nutzen Sie zur Formulierung von Bedingungen in den Datenkonstellationen . Passen die aktuellen Anwendungsdaten zu einer der im Customizing festgelegten Konditionen, war die Nachrichtenfindung erfolgreich und erzeugt einen Nachrichtenvorschlag. Wenn die Anwendung das unterstützt, können Sie auch den Vorschlag abändern und bei Bedarf bearbeiten.
Das System verarbeitet die Nachricht daraufhin sofort oder zu definierten Zeiten weiter. Den Verarbeitungsstand der Nachricht legt es dabei in einem Statussatz ab. Wenn die Anwendung es unterstützt, schreibt das System außerdem ein Verarbeitungsprotokoll. Folgendes Schaubild zeigt die Hintergrundverarbeitung der Nachrichtensteuerung:
Der Schlüssel für die Konditionen setzt sich aus der Applikation, in der Sie sich befinden (zum Beispiel EF für Einkauf), der Nachrichtenart, die Sie erzeugen möchten (zum Beispiel NEU für eine Bestellung), und der Partnerrolle, an die die Nachricht gehen soll (zum Beispiel „Partner Lieferant“ in seiner Rolle als Warenlieferant) zusammen. Bei der Nachrichtensteuerung kann auch von einer EDI-Kommunikation ausgegangen werden, sodass Sie mit Partnern und nicht mit logischen Systemen arbeiten.
Vorteile der Nachrichtensteuerung (NAST)
Mailversand
Aus unserer Erfahrung verwenden Unternehmen und SAP-Nutzer das Drucken sowie die Ausgabe per E-Mail als häufigste Ausgabeform der Nachrichtensteuerung. Ein Trend zum E-Mail-Versand ist dabei klar erkennbar. Denn es spart Zeit und Kosten, wenn Unternehmen Belege und Benachrichtigungen per Mail statt per gedrucktem Dokument abwickeln.
Automatisierung
Die Automatisierung von Nachrichten ist vor allem ein Vorteil bei der Hintergrund-Verarbeitung, wenn der Prozess nicht im Dialog, d. h. für den Benutzer sichtbar im Vordergrund, durchläuft. Anhand des Belegflusses sowie der damit verbundenen Dokumente lässt sich der Ablauf sauber nachvollziehen. Ihr Wirtschaftsprüfer wird sich freuen.
Der jeweilige Aufruf der Formulare wird ohne die Nachrichtensteuerung manuell programmiert. Hier ist je nach Formulartechnologie (SAPscript, Smart Forms oder Adobe Forms) eine andere Vorgehensweise notwendig. Verwenden Sie daher zur Automatisierung wenn möglich immer die Nachrichtensteuerung. Durch die Automatisierung bleibt bei einer späteren Prozessdokumentation das aufwändige Suchen nach Prozessschritten erspart.
Vorteile auf einen Blick
- Ampelfarben für visuelle Kontrolle der Nachricht
- Ausgabekanäle wie Fax, EDI oder E-Mail direkt mit abgedeckt
- Hintergrundverarbeitung von Prozessen leicht möglich
- Nachvollziehbarkeit vor allem für den Belegfluss und den Wirtschaftsprüfer gegeben
- Alle Nachrichtenarten eine gewisse Zeit in der Tabelle NAST hinterlegt, sonst wird archiviert
- Wiederholen von Nachrichten bei Misserfolg sehr leicht möglich
Customizing
Im Customizing der jeweiligen Applikation definieren Sie die Konditionstabellen zur Nachrichtenfindung. Hierüber definieren Sie, wann eine Nachricht ausgegeben werden soll. Dagegen definieren Sie die eigentlichen Nachrichten in der Anwendungstransaktion NACE als Konditionssätze.
Konditionssätze
Dort legen Sie die Werte fest, für die eine Nachricht gefunden werden soll. Sie bestimmen die Attribute der Nachrichten, z. B. Verarbeitungszeitpunkt oder Sprache. Technisch gesehen legen Sie also Konditionssätze an. Sobald eine Applikation die Nachrichtenfindung aufruft, sucht diese über die definierten Konditionstabellen nach Konditionssätzen, die zu den aktuellen Anwendungsdaten passen.
Bei erfolgreicher Suche wird eine Nachricht mit Attributen aus dem entsprechenden Satz aus der Tabelle NACH vorgeschlagen. Der Einfachheit halber können Sie diese Konditionen in der Tabelle NACH finden.
Konditionstabelle
Wenn Sie aus der Anwendung heraus einen Konditionssatz anlegen, durchläuft das System die Konditionselemente analog zur Nachrichtenfindung (s. Abbildung 2 unten). Die Anwendung übergibt dabei ihr Applikationskürzel (z. B. V1 für „Verkauf“) und die ausgewählte Nachrichtenart. Über ein Dynpro wählen Sie Ihre gewünschte Konditionstabelle nach dem Konditionsschlüssel aus. Manche Dynpros der Transaktionen sind abhängig vom Konditionsschlüssel. In diesen Fällen werden alle Dictionary-Informationen, die das System zum dazugehörigen Konditionsschlüssel kennt, z. B. Dokumentation oder Eingabehilfe, angeboten.
Nach Auswahl der Konditionstabelle legen Sie den eigentlichen Konditionssatz mit den Nachrichtenattributen der Tabelle NACH an. Neben der Sprache sollten Sie folgende wichtige Gesichtspunkte, die Sie bei der Erfassung von Konditionssätzen berücksichtigen müssen, beachten:
- Sendemedien: Über Sendemedien bestimmen Sie die Art der Verarbeitung.
- Verarbeitungszeitpunkt: Bei einem anderen als dem Verarbeitungszeitpunkt 4 verarbeitet das System die Nachricht nicht mit Verbuchung des Anwendungsbelegs, sondern später.
- Partnerfindung: Bei der Partnerfindung übergibt die Anwendung der Nachrichtensteuerung neben ihren Kommunikationsstrukturen eine Tabelle der Partner zum Anwendungsobjekt. Diese Tabelle enthält Partnerrollen und Partnernummern.
Die Nachrichtensteuerung unter S/4HANA
Ausgabesteuerung mit BFR+
Mit S/4HANA hat SAP die Ausgabesteuerung mit BRF+ (Business Rule Framework plus) als Nachfolgerin der bisherigen Nachrichtensteuerung eingeführt. BRF+ ist seit 2010, ab NetWeaver 7.0 EHP2, verfügbar und zielt darauf ab, eine Vereinheitlichung der SAP Module zu ermöglichen.
BFR+ (Business Rule Framework plus) ist ein leistungsstarkes Instrument zur Organisation von Geschäftsregeln in SAP. Das Tool dient der Implementierung Ihrer Ausgabesteuerung. Dabei stellt es eine moderne Option zur herkömmlichen Nachrichtensteuerung dar und erlaubt eine flexible sowie dynamische Kontrolle Ihrer Dokumente und Nachrichten. Die Nutzung von BFR+ ermöglicht es Ihnen, anspruchsvolle Regeln mithilfe einer benutzerfreundlichen Oberfläche zu formulieren und zu verwalten.
Funktionen von BFR+
Dabei ist das Tool besonders für komplexe, dynamische Anforderungen in modernen SAP-Anwendungen geeignet und ermöglicht eine einfachere Handhabung und bessere Skalierbarkeit. Somit stellt BFR+ eine Verbesserung zum bisher angewandten NAST dar.
Neben dem modernen und benutzerfreundlichen Interface, das die Steuerung der Nachrichtenfindung vereinfacht, bietet BFR+ Funktionen wie die Massenänderung der Nachrichtenfindung durch den Import von Excel-Tabellen sowie die Durchführung praktischer Simulationen zur Testung der Nachrichtenfindung.
Inzwischen ist die Nutzung von BFR+ in der S/4HANA Cloud Edition verpflichtend. In der On-Premise Edition haben Sie aber noch die Möglichkeit, zwischen der herkömmlichen Variante und BFR+ zu wählen.
Wie können Sie BFR+ integrieren?
Starten Sie mit der BFR+ Transaktion, um eine neue Anwendung zu generieren. In dieser Anwendung legen Sie Ihre Vorschriften und Konditionen fest, die sich auf die spezifischen Anforderungen Ihres Geschäftsprozesses stützen. Dazu gehören beispielsweise Vorschriften für den Versand von Bestellungen per E-Mail, die auf spezifischen Kriterien beruhen.
Sobald Sie die Regeln definiert haben, schließen Sie diese an die relevanten Nachrichtenarten an. Das erfolgt über die Integration der BFR+-Regeln in die Nachrichtensteuerung. Dadurch wendet BRF+ die von Ihnen festgelegten Bedingungen und Ausgabemedien automatisch an.
Weitere Neuerungen unter SAP S/4HANA
Die Einführung von SAP S/4HANA hat auch eine Neuorganisation der Erstellung, Ausgabe und Verteilung von Dokumenten mit sich gebracht. Dadurch ist das Management der Geschäftsregeln deutlich einfacher und die Benutzerfreundlichkeit ist höher. Die Reduzierung von Protokolltabellen führt zu einer verbesserten Systemleistung. Im Falle von Änderungen an der Nachrichtensteuerung ist keine aufwendige Anpassung des ABAP-Codes mehr erforderlich, was auch die Wartung erleichtert. SAP hat somit einen großen Schritt hin zu einem vereinfachten und effizienten Output Management gemacht.
Fazit zur SAP Nachrichtensteuerung
Die Nachrichtensteuerung hat sich inzwischen in fast allen Prozessen im SAP etabliert. Auch künftig wird SAP auf die Nachrichtensteuerung setzen. Bei Eigenentwicklungen sollten Sie immer prüfen, ob diese mit der Nachrichtensteuerung umsetzbar sind.
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FAQ
Was ist die SAP Nachrichtensteuerung und welche Aufgaben erfüllt sie?
Die SAP Nachrichtensteuerung ist eine Standardfunktion von SAP, die automatisch oder manuell einen definierten Ausgabeprozess auslöst. Sie erzeugt Geschäftsdokumente wie Lieferscheine, Rechnungen oder Bestellungen in Druckform oder digital. Die Nachrichtensteuerung steuert, wie, wo und wann diese Ausgaben erfolgen und bildet damit das Customizing im SAP ERP, insbesondere für SAP SD, SAP MM und weitere Module.
Was ist NAST und wie wird es konfiguriert?
NAST ist die Abkürzung für die Nachrichtensteuerung in SAP. Diese wird über die Transaktion NACE konfiguriert und nutzt ABAP-Bausteine zur Umsetzung. Um die Nachrichtensteuerung zu verwenden, muss eine Anwendung diese aufrufen, Daten übergeben und ein verarbeitendes Programm bereitstellen. Dieses Programm wird aufgerufen, wenn die übergebenen Daten zu den im Customizing definierten Konditionen passen.
Wie funktioniert die Nachrichtensteuerung in der Praxis?
In der Praxis wird die Nachrichtensteuerung durch bestimmte Datenkonstellationen aktiviert, die als Trigger dienen. Beispielsweise kann ein Sperrkennzeichen in einem Kundenauftrag, das bei Überschreitung des Kreditlimits gesetzt wird, eine Druckausgabe oder das Nicht-Ausgeben einer Auftragsbestätigung auslösen. Diese Prozesse können sowohl synchron (zeitgleich) als auch asynchron (zeitversetzt) gestartet werden, was eine flexible Reaktion auf verschiedene Geschäftsszenarien ermöglicht.
Was ist die Ausgabesteuerung durch BRF+ (Business Rule Framework plus)?
Mit S/4HANA wurde die Ausgabesteuerung durch BRF+ (Business Rule Framework plus) weiterentwickelt, was eine vereinfachte Handhabung, bessere Skalierbarkeit und die Möglichkeit zur Massenänderung der Nachrichtenfindung durch Excel-Importe bietet. BRF+ ermöglicht eine flexible und dynamische Kontrolle der Dokumente und Nachrichten. Die Nutzung von BRF+ vereinfacht das Management von Geschäftsregeln in SAP und erlaubt die Implementierung und Verwaltung anspruchsvoller Regeln über eine benutzerfreundliche Oberfläche.